Über mich

soilandart - Arbeitsgrundlagen

Sand, Gesteinsmehl, Kalk, Asche und Pigmente sind als mineralische Substanzen die Grundlage für die Gestaltung meiner Bilder. Die unterschiedlichen Qualitäten – basierend auf Korngröße und Ablagerungsprozessen – sind ebenso bildgestaltend wie metamorphe Gesteinsstrukturen. Als Geograph und Bodenkundler trete ich mit den verwendeten Materialien in einen Dialog, um Abgesetztes und Geronnenes aufzulösen und Gelöstes wieder zu verfestigen. In der Natur zeigt sich dieser scheinbar widerläufige Prozess sowohl an der Grenze zwischen Irdischem und Atmosspärischem als auch an der zwischen Irdischem und Wässerigem in den unterschiedlichen Bodentypen unseres Planeten Erde. Entsprechende Ablagerungen nehmen unter dem Einfluss der verschiedenen Klimate abweichende Strukturen, Formen und Farben an. Die Variationen reichen von der Terra rossa in den Tropen und Subtropen über die Braunerde- und Staunässeböden der gemäßigten Breiten bis zu den Schwarzerdeböden der subpolaren Regionen. An dem Zusammenspiel der Elemente Boden, Wasser, Luft und Wärme, das verfestigend, auflösend und farbig gestaltend wirkt, nimmt der Mensch immer auch bewusst und/oder unbewusst teil; denn er ist als fünftes Element integraler Bestandteil dieses evolutionären Prozesses. Als Bearbeiter und/oder Nutzer der Böden trägt der Mensch aber immer auch eine besondere Verantwortung, der er sich ständig bewusst machen muss. Die Monokultur in der Landwirtschaft, die mit Gülle überdüngten Äcker, der Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden sind dem Primat einer einseitigen Profitmaximierung und nicht einer ökologischen Verantwortung verpflichtet. Allein durch sein Verhalten ist der Mensch immer auch Täter und Opfer zugleich und die jeweilige Besonderheit des Umgangs mit dem Boden hinterlässt Spuren über den sichtbaren Bereich hinaus.

Ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben, dürfen wir uns des synergetischen Spiels erfreuen, das Kunstwerke in die Welt stellt, an der der Mensch beteiligt ist. Dies bewusst zu machen, ist eines meiner Anliegen. Die von mir gestalteten Bilder sind somit immer auch Dokumente dialogisch imaginativer Prozesse und wenn sich dem Betrachter eines Bildes eine neue andere Realität erschließt, dann wird die sinnliche Ebene verlassen, und es entsteht das, was man Kunst nennen darf.

Klaus Zingelmann

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